Wir trauern um Herrn Dr. Volker Assing
Am 23.09.2022 verstarb nach nur kurzer Krankheit unser sehr geschätzter Englisch-Fachleiter Volker Assing.
Volker Assing war insgesamt 21 Jahre an unserem Seminar tätig, zunächst als Mitwirker für die Fachausbildung Englisch, ab 25.10.2011 als Fachleiter. Auch wenn die bloße Zahl der Jahre natürlich überschaubar ist, „gefühlt“ hat Volker Assing Generationen von Englisch-Referendarinnen und -referendaren durch seine ganz spezifische Ausbildung geprägt: Er hat in jeder Hinsicht für seine Sache gebrannt, Kommunikationsorientierung als Prinzip modernen Fremdsprachenunterrichts konsequent von Jahrgang 5 an ins Zentrum seiner Ausbildung gestellt und den Englischunterricht deutlich über die Grenzen Hannovers hinaus nachhaltig geprägt. Seine Auszubildenden begleitete er im beruflichen Kontext intensiv und unterstützte sie individuell. Nicht unerwähnt bleiben dürfen jedoch auch die wohl legendären monatlichen „Stammtische“, in denen weniger der Fachleiter, sondern der Mensch Volker Assing im Gespräch mit Englischlehrkräften war und bleibende Kontakte weit über das Ende des Referendariats hinaus entstanden. Dies zeigt die riesige Anteilnahme sowohl seiner derzeitigen Fachgruppe Englisch als auch vieler Ehemaliger, zu denen die traurige Nachricht innerhalb kürzester Zeit durchgedrungen ist.
Als Seminarkollegium verlieren wir einen engagierten, dem Seminar eng verbundenen, durchaus auch streitbaren Kollegen. Einige von uns verlieren einen Freund. Volker Assing hat mit klugem, analytischem Blick auch fachfremd Stunden reflektiert und den Diskurs über Fragen der Ausbildung bereichert. Er hat aber auch keinen geselligen Anlass versäumt und gehörte nicht zu den Ersten, die (spät) abends nach Hause gingen.
So nehmen wir Abschied von Volker Assing mit großem Respekt gegenüber dem, was er für die Seminarentwicklung des Studienseminars Hannover I getan hat, und mit tiefer Dankbarkeit für persönliche Begegnungen und gutes Miteinander.
Anerkennung und Respekt, aber auch das Empfinden eines großen Verlustes – dazu in Auswahl einige Stimmen aktueller und ehemaliger ReferendarInnen und AusbilderInnen unseres Seminars.
Beate Wenzel
Oh, Dear Volker,
wir versuchen hier gerade, eine Kurzgeschichte zu schreiben.
Über dich und die letzten zwei Jahre, in denen wir dich als unseren Ausbilder kennenlernen durften.
Dabei haben wir natürlich das im Kopf, was wir bei dir gelernt haben:
Dass man bei Short Stories besonders den letzten Sätzen und Worten besondere Aufmerksamkeit schenken sollte und dass eine gute Geschichte immer mehrdeutig ist.
Es sollen schließlich stets mehr Fragezeichen als Ausrufezeichen entstehen, denn zuletzt ist eine gute Geschichte zwar Kunst, aber niemals künstlich – sie bildet einen Teil des Lebens ab.
Ambiguitätstoleranz – die ist dabei wichtig!
Ambiguitätstoleranz, die man nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich auszuhalten lernen muss.
Schließlich gibt es keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen – weder in Geschichten noch im wahren Leben.
Und nun sitzen wir hier und diskutieren, welche Sätze bei deiner Geschichte am Ende stehen müssten.
Denn wie die Geschichte endet, steht leider schon fest. Und das Ende ist wirklich mies. Ja, es bleiben jede Menge Fragezeichen und ja, man kann sehr viel darüber nachdenken und diskutieren. Aber unterm Strich ist es unbefriedigend und hinterlässt Leere.
Verfluchte Ambiguitätstoleranz.
Dass deine Geschichte aber doch noch gar nicht auserzählt und damit eindeutig zu kurz war, lieber Volker, dessen sind wir uns sicher. Schließlich warteten noch so viel Wissenschaft und Forschung auf dich in der nahenden Rente, auf die du dich eigentlich so gar nicht freutest. Aber auch dein kleiner Enkel, mit dem du viel Zeit verbringen wolltest, wartete. Familie und Forschung. Das klang nach einer Rente ohne viel Ruhe. Das klang so, als könntest du das irgendwie aushalten.
Aber was schreiben wir denn nun in den letzten Absatz? Dass deine Schmerzen im Rücken nach dem Prinzip der Parsimonie einfach nur ein Bandscheibenvorfall hätten sein müssen und keine winzigen Bakterien, die einen äußerst agilen und aktiven Menschen in kürzester Zeit in die Knie zwingen? Dass deine letzten aktiven Handlungen noch der Sorge galten, die dir anvertrauten Auszubildenden nicht
genug betreuen zu können?
Ach, Volker. Das ist alles Mist.
Wir finden einfach keine letzten Sätze.
Nicht mal einen letzten Satz.
Wir reichen den Stift weiter, denn die Geschichte selbst können wir nicht schreiben. Dafür reichen die zweieinhalb Jahre nicht, die uns mit dir vergönnt waren.
Wir einigen uns vorher aber noch auf ein paar Stichpunkte, die unbedingt in deiner Geschichte vorkommen müssen, wer auch immer sie dann schreiben mag: Common Sense. Lady of the Cake.
Stammtisch. Frische Luft schnappen. Krötenkunde. Fahrrad. Natur. Kaffee. Grappa. Sohn. Enkel. Ganz.
Viele. Käfer!
Aber bevor wir nun die Flinte ins Korn werfen, übernehmen wir wenigstens einen winzigen Absatz, in den wir unsere Namen schreiben. Damit wir sicher sein können, dass wir einen kleinen Platz in deiner Geschichte eingeräumt bekommen. Das ist nur fair – du stehst schließlich auch in unserer.
Für den finalen Absatz haben wir aber noch immer keine Idee, mit der wir zufrieden sind.
Nur beim letzten Wort, auf das man immer besonders achten sollte, wenn es um das Verständnis der ganzen Geschichte geht, da sind wir uns wiederum einig.
Es lautet:
Mentor.
In tiefer Dankbarkeit und Trauer
Deine 0820-Gang
Danieledus Assingi. Teelkedus Assingi. Tinadus Assingi. Maikedus Assingi. Clemendus Assingi.
Du – deine harte Schale und dein unglaublich weicher Kern – ihr fehlt mir! Danke für deine vielen unterstützenden Worte und Gesten. Danke für deine Freundschaft.
Unter den vielen Aspekten, die uns mit Herrn Dr. Volker Assing verbinden, lässt sich vor allem auch sein Humor hervorheben. Wer schonmal in seinem Fachseminar saß, wird mit folgenden Insidern sicherlich vertraut sein. Hier eine kleine Best-Off-Liste:
Common Sense!
Vollständigkeit ist Mist!
Kleinschrittigkeit ist ebenfalls Mist!
Ein Tafelbild: So viel wie nötig, so wenig wie möglich!
Krötenkunde!
Sie senden immer Signale!
Jede Person hat ihre Korken!
Vom Ziel her denken!
Worum geht es im Kern?
Die Handpuppen müssen sich anschauen!
Und nicht zu vergessen das traditionelle Kuchenessen!
„Liebst du auch den rauhen Wind
(Songtextauszug „Liebst du auch den rauhen Wind“ von Dirk Busch
Wenn er schön von vorne bläst
Magst du die Menschen die hier sind
So ehrlich und echt
So rauh wie der Wind
Liebst du auch den rauhen Wind
Hier gibt’s noch Menschen, die sich mögen
Die ganz einfach Freunde sind
Die nicht stundenlang reden
Und erklären weshalb, wieso…
Liebst du auch den rauhen Wind…“
Ja! Ich mag den rauhen Wind! So ehrlich und echt!
So habe ich dich erlebt! Und so bleibst du in meiner Erinnerung!
Erfrischend ehrlich! Echt! Und angenehm rauh.
Deine Herzenswärme und Gutmütigkeit, deinen erfrischenden Humor und dein offenes Ohr, lieber Volker, werde ich sehr vermissen.
Lieber Volker,
ich werde deinen kritisch-konstruktiven Blick auf die Veränderungen und Entwicklungen im Studienseminar vermissen. Deine klare Haltung zu allem, was die Lehrerausbildung im Seminar Hannover betrifft, wird mir und uns fehlen. Ich habe immer bewundert, wie du neben deinem Engagement für die ReferendarInnen mit großem Einsatz die Staphylinidae erforscht hast. Ich erinnere mich gerne an viele spannende Gespräche über deine Forschungen an dieser Käfergruppe, die nur wenige Menschen auf der Welt so gut kennen wie du. Ich bin traurig, dass es dies alles nun nicht mehr geben wird. Ich bin traurig, dass wir keine gemeinsamen Abende bei Costas mehr verbringen können und dass ich dich nicht mehr beim „Mal frische Luft schnappen“ begleiten kann! Uns bleiben nur noch die schönen und eindrucksvollen Erinnerungen an all das, was dich so einzigartig gemacht hat.